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Winterberger Wohnungsbaugesellschaft rückt bezahlbaren Wohnraum in greifbare Nähe

Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist eine der zentralen Zukunftsaufgaben für viele Städte – so auch in Winterberg. Mit dem jüngsten, fraktionsübergreifend einstimmigen Ratsbeschluss vom 26. Juni hat die Stadt nun einen entscheidenden Schritt getan: Gemeinsam mit der Wohnungsbaugenossenschaft Hochsauerland wird die WBW Wohnungsbaugesellschaft Winterberg mbH & Co. KG gegründet – ein zukunftsweisendes Modell mit Bürgerbeteiligung, das neue Maßstäbe in Nordrhein-Westfalen setzen soll.
„Wir haben in den vergangenen Monaten intensiv mit der Wohnungsbaugenossenschaft Hochsauerland an unserem Projekt gearbeitet. Auch wenn die ursprünglich geplante Genossenschaftsgründung aus rechtlichen Gründen nicht möglich war, ist es umso schöner, dass wir mit der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft nun einen gangbaren Weg gefunden haben“, erklärt Bürgermeister Michael Beckmann. „Wir halten an unserem Ziel fest, bezahlbaren Wohnraum für Winterberg zu schaffen.“ Michael Beckmann dankt in diesem Zusammenhang auch den Fraktionen im Rat für ihr Engagement und die Weitsicht in Sachen Wohnraum-Politik fern von rein parteipolitischen Interessen.

Ausgangssituation: Der Wohnungsmarkt unter Druck

Der Wohnungsmarkt steht deutschlandweit unter großen Herausforderungen: Steigende Baukosten, hohe Kapitalzinsen und ein faktisch zum Erliegen gekommener freifinanzierter Wohnungsbau haben den Druck auf bezahlbaren Wohnraum massiv erhöht. Auch in Winterberg übersteigt die Nachfrage das bestehende Angebot – insbesondere für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Tourismusbranche, Auszubildende, Seniorinnen und Senioren sowie Familien mit Kindern. Zusätzliche Dynamik erhält die Situation durch Zuzug von Menschen aus Kriegsgebieten.

Zwei Gesellschaften als starke Säulen

Zur Projektumsetzung wurde die WBW Verwaltungs GmbH als Komplementärgesellschaft gegründet – zu gleichen Teilen getragen von der Stadt Winterberg und der Wbg Wohnbau Sauerland GmbH, deren alleiniger Gesellschafter die Wohnungsbaugenossenschaft Hochsauerland eG in Brilon ist. Die eigentliche Projektentwicklung erfolgt über die WBW Wohnungsbaugesellschaft Winterberg mbH & Co. KG, an der sich aktuell die Stadt und fünf Kommanditisten beteiligen – mit der Option für weitere Bürgerinnen und Bürger, sich als Kommanditisten einzubringen.

Startprojekt: 24 öffentlich geförderte Wohnungen am Fichtenweg

Das erste Bauprojekt soll auf einem Grundstück neben den Tennisplätzen im Winterberger Fichtenweg entstehen. Vorgesehen ist die Errichtung von 24 Wohneinheiten – verteilt auf ein sogenanntes Townhouse mit 16 Wohnungen für Singles, Paare und Azubis sowie ein Mehrfamilienhaus mit 8 weiteren Einheiten. Ursprünglich war eine Umsetzung in zwei Bauabschnitten geplant. Eine Wirtschaftlichkeitsprüfung ergab jedoch, dass eine gemeinsame Realisierung in einem Bauabschnitt sinnvoller ist – der Rat der Stadt hat dem in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause zugestimmt.

Günstige Mieten – fair verteilt

Das Konzept der WBW sieht vor, die entstehenden Wohnungen als öffentlich geförderten Wohnraum zu vermieten. Voraussetzung ist ein Wohnberechtigungsschein (WBS) – den aktuell etwa 80 Prozent der Seniorinnen und Senioren sowie nahezu alle Auszubildenden erfüllen. Ziel ist es, günstige Mieten für Menschen mit geringem Einkommen zu ermöglichen – ohne Abstriche bei Qualität, Energieeffizienz und Wohnkomfort.
Ein besonderes Highlight ist das innovative Beteiligungsmodell: Winterberger Unternehmen, Privatpersonen oder Institutionen können sich finanziell an der Gesellschaft beteiligen und erhalten im Gegenzug ein Belegungsrecht für bestimmte Wohnungen – etwa für Mitarbeiter oder Auszubildende. Dieses Modell ist einmalig in Nordrhein-Westfalen. Bereits vier Wohnungen im geplanten Townhouse wurden durch solche Beteiligungen mit Belegungsrecht reserviert. Weitere Winterberger Unternehmen haben signalisiert, das Projekt finanziell unterstützen zu wollen. „Es handelt sich um ein Projekt von Winterbergern für Winterberger“, so Michael Beckmann. „Wir stärken damit den sozialen Zusammenhalt und die Wirtschaftskraft unserer Region.“

Nächste Schritte: Formalitäten, Prüfverfahren und Gespräche

In den kommenden Wochen stehen wichtige verwaltungstechnische und rechtliche Schritte an. So werden derzeit die Gesellschaftsverträge vorbereitet, wobei Ergebnisse aus der noch laufenden Prüfung des Vergaberechts berücksichtigt werden müssen. Gleichzeitig führt die Stadt Gespräche mit dem Ministerium, dem Hochsauerlandkreis sowie der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, das Konzept in die Umsetzung zu bringen“, betont der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters Bastian Östreich, der gemeinsam mit Claudia Cramer die Projektleitung übernommen hat.

Fazit: Ein Meilenstein für Winterbergs Zukunft

„Die Gründung der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft ist ein starkes Signal für sozialen Wohnungsbau in der Region – innovativ, solidarisch und zukunftsweisend,“ so Peter Wagner Vorstandsvorsitzender der Wohnungsbaugenossenschaft Hochsauerland. Winterberg geht damit neue Wege in der kommunalen Wohnraumversorgung – und bietet ein Vorbild für viele andere Städte in NRW. Daneben verfolgt die Stadt über das Ausweisen neuer Baugebiete und die konsequente Steuerung und Begrenzung der Entwicklung von Ferienwohnungen, das Gleichgewicht zwischen Ferienwohnen und Dauerwohnen wieder herzustellen.