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Erfolgreicher Bürgerdialog zum „Winterberger Weg“ mit rund 200 Bürgerinnen und Bürger

. Offen, transparent, informativ und vor allem kommunikativ sollte er werden, der Bürgerdialog zum Thema „Winterberger Weg“ bezüglich der Energiewende und Umsetzung von Windkraftanlagen am vergangenen Mittwoch. Rund 200 Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung der Stadt Winterberg sowie der gegründeten Stadtwerke Winterberg Energie Verwaltungs GmbH (SWE) in die Schützenhalle Niedersfeld gefolgt. Nach zwei Stunden lebhafter und konstruktiver Diskussion sowie Information war klar: das Ziel, die interessierten Einwohner aus dem gesamten Stadtgebiet über den „Winterberger Weg“ so detailliert wie möglich aufzuklären sowie Fragen, Kritik und Anregungen aufzunehmen und zu beantworten, ist gelungen. Insbesondere die geplante direkte und indirekte Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger unter anderem über eine mögliche Bürger-Energie-Genossenschaft, eine Bürger-Energie-Stiftung sowie über ein Bürger-Energie-Geld stieß auf großes Interesse.

Bürgermeister Beckmann: „Wir wollen proaktiv die Herausforderungen der Energiewende meistern!“

Souverän moderiert von Anette Ehlers war es Winterbergs Bürgermeister Michael Beckmann, der zunächst die Ausgangsposition der Stadt Winterberg skizzierte und dabei nicht verschwieg, dass er die politisch von Bund und Land gewollte Energiewende sowie deren Konsequenzen für Winterberg von Beginn an kritisch gesehen habe: „Ich habe auf der einen Seite nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich die Art und Weise der Umsetzung der notwendigen Energiewende insbesondere für unsere Region für falsch halte. Die Tatsache, dass die Kommunen keinerlei Einfluss mehr hatten auf die Ausweisung der Windkraft-Energieflächen, kann nicht scharf genug kritisiert werden. Auf der anderen Seite nutzt es aber keinem, nun die Hände in den Schoß zu legen. Wir haben uns dazu entschieden, proaktiv die Herausforderungen der Energiewende für Winterberg und seine Dörfer zu meistern, um aus der gegebenen Situation das Beste für unsere Heimat und seine Bürgerinnen und Bürger herauszuholen.“ Dieser Prozess habe letztlich zum „Winterberger Weg“ geführt. „Mit diesem Weg wollen wir die zu erwartenden Erträge aus der Windenergie über die eigens dafür gegründete SWE in Winterberg halten, um diese Gelder wieder für Winterberg und seine Dörfer zu investieren. Und wir wollen über diesen Weg unseren Bürgern die Möglichkeit geben, selbst zu investieren und zudem an den Windkraft-Erträgen zu partizipieren finanziell. Der Winterberger Weg schafft die Voraussetzungen, dass die Erträge und damit auch Aufträge in Winterberg bleiben. Die Alternative wäre, dass externe Investoren die Erträge abschöpfen.“

Notwendig sei dieser „Winterberger Weg“ geworden, so Winterbergs Bürgermeister, weil den Kommunen der Einfluss bei der Ausweisung der so genannten Windenergieflächen genommen worden sei. „Alle Städte und Gemeinden mussten zusehen, wie über die Regionalplanung der Bezirksregierung Arnsberg gesetzlich vorgeschriebene Flächen für den Bau von Windkrafträdern festgelegt wurden. Natürlich haben wir dagegen mehrfach auf allen politischen Ebenen interveniert. Insbesondere mit dem Hinweis auf die enorme touristische Bedeutung unserer Region, die Auswirkungen auf die Lebensqualität für unsere Bürger vor Ort sowie die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für unsere Stadt. Letztlich müssen wir aber akzeptieren, dass rund 4 Prozent des Stadtgebietes als Windenergieflächen ausgewiesen wurden“, so Michael Beckmann.

SWE unterbreitet Flächen-Eigentümern attraktive Pachtangebote

Was folgte, waren intensive Überlegungen in der Stadtverwaltung, Wege zu finden, um möglichst viel Einfluss auf die Umsetzung der Energiewende im Sinne der Bürgerinnen und Bürger zu nehmen. Denn Fakt ist auch: Sie werden kommen, die Windräder. Daran führt kein Weg vorbei. Der Status quo ist ebenfalls klar: Von den acht gesetzlich vorgeschriebenen Windkraftenergieflächen sind vier bereits an externe Investoren vergeben. Das Ziel ist, die verbleibenden vier Flächen möglichst in eigener Hand über die SWE zu gestalten. „Wir haben bewusst entschieden, eine eigene Gesellschaft als wesentlichen Eckpfeiler zu gründen für die Umsetzung unseres Weges. Wir unterbreiten gerade den Eigentümern der noch verfügbaren Windenergieflächen attraktive Pachtangebote, um die Entwicklung der Flächen über die neue Gesellschaft dann selbst in die Hand nehmen zu können. So schaffen wir es, über die Erträge die regionale Wertschöpfung zu sichern, also mit dem Geld, das wir über die Anlagen verdienen, Aufträge an heimische Betriebe zu vergeben, das Gemeinwesen und Ehrenamt über die Bürger-Energie-Stiftung zu fördern und in unsere Schulen, Feuerwehren, Infrastruktur und Sicherheit zu investieren.“

Großes Interesse am Modell der Bürger-Energie-Stiftung

Im Mittelpunkt des Bürgerdialogs, der - neben offenen sowie zum Teil kritischen Fragerunden mit den anwesenden Bürgerinnen und Bürger - gekennzeichnet war durch zahlreiche Experten-Beiträge u.a. zu den Themen „Windkraft und Umweltschutz“, Auswirkungen auf die Gesundheit sowie die Trinkwasser-Qualität bis hin zur Gründung der SWE und zum aktuellen Stand der Planungen, standen die Benefits für Winterberg und seine Dörfer sowie für die Einwohner selbst. So gab es reges Interesse an dem Modell der Bürger-Energie-Stiftung, die es ermöglichen soll, die Erträge aus der Windenergie anteilig wieder in die Infrastruktur und das Gemeinwesen der Kernstadt und Dörfer zu investieren. So war es Reinhard Piepenbrock, seines Zeichens Unternehmer, 1. Vorsitzender der Bürger-Energie-Stiftung Lichtenau und Mitglied des Aufsichtsrates der Energie-Genossenschaft Paderborner Land e.V., der am Beispiel Lichtenau deutlich machte, dass das Modell einer Bürger-Energie-Stiftung langfristig funktioniert und einen erheblichen Mehrwert mit sich bringe.

Ebenfalls klar wurde im Verlauf der Versammlung, dass die finanziellen Beteiligungs-Modelle für die Bürger über eine Bürger-Energie-Genossenschaft attraktive sowie für jeden bezahlbare Anlage-Möglichkeiten offerieren werden. Stadtkämmerer Bastian Östreich konnte zwar aufgrund der noch laufenden Planungen und Verhandlungen noch nicht im Detail Zahlen, Kalkulationen und Modelle vorstellen, dennoch war deutlich zu erkennen, dass neben den Vorteilen der Bürger-Energie-Stiftung für das Gemeinwesen insbesondere auch die Genossenschaft gute Chancen auf eine attraktive Rendite für jeden Einzelnen bietet.

Dr. Norbert Menke: „Chancen und Perspektiven für Alle sind heute deutlich geworden.“

„Wir sind sehr dankbar und froh, dass so viele Bürgerinnen und Bürger den Weg nach Niedersfeld zu unserem Bürgerdialog gefunden haben. Dies zeigt das große Interesse, sich aktiv zu beteiligen und sich zu informieren. Wir werden weiter hart an unserem Winterberger Weg, der von vielen anderen Kommunen sehr genau beobachtet und zum Teil auch übernommen wird, arbeiten, um im Sinne unserer schönen Stadt und im Sinne der Menschen, die hier leben und arbeiten, die bestmögliche Lösung zu erreichen. Und wir werden weiter offen über die weitere Entwicklung informieren“, so das Fazit von Bürgermeister Michael Beckmann.

Auch Dr. Norbert Menke, der gemeinsam mit Henrik Weiß die Geschäfte der SWE führt, zeigte sich positiv beeindruckt vom ersten Bürgerdialog: „Die Vorgaben zur Windenergienutzung bewegen die Winterberger Bürgerinnen und Bürger, Kritiker und Befürworter. Das hat dieser Bürgerdialog einmal mehr gezeigt. Deutlich geworden sind heute aber auch die Chancen und Perspektiven für Alle, die eine aktive Mitgestaltung mit sich bringt. Dazu haben die vielfältigen Fragen der Bürgerinnen und Bürger, zu Chancen und Risiken der Windenergienutzung die sachorientierten Informationen der Experten und Praktiker und der respektvolle Umgang miteinander beigetragen.“
Detaillierte Informationen zum „Winterberger Weg“ finden alle Interessierten künftig auch auf der Webseite www.winterbergerweg.de.