„An die Arbeit, sonst macht’s die KI!“ Das ist die Schlusspointe einer täglichen Radio-Comedy. Diese humorvolle Betrachtung macht zwei Dinge deutlich: Künstliche Intelligenz ist in unserem Alltag angekommen. Und sie wird von vielen Menschen mit Skepsis oder sogar Sorge betrachtet. Welche Risiken Künstliche Intelligenz hat, aber auch, welche Chancen sie eröffnet und wie wir verantwortungsvoll mit ihr umgehen können, darum ging es in einem Vortrag, zu dem der Seniorenbeirat der Stadt Winterberg am Mittwoch, dem 18. Juni, in die Kurparkstuben Korn eingeladen hatte.
„Wenn die gesamte Entwicklung von KI, auch die zukünftige, ein Meter auf einem Maßband wäre, haben wir davon erst einen halben Zentimeter zurückgelegt“, betonte der Referent Mario Polzer, der beim Kolpingwerk Paderborn für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich ist. Trotzdem hat Künstliche Intelligenz unseren Alltag schon durchdrungen: zum Beispiel in Smartphones, in den Sozialen Medien, bei Suchmaschinen im Internet, in Navigationssystemen und in Saug- und Mährobotern. Oft sogar, ohne dass uns das richtig bewusst ist.
Als Geburtsstunde der Künstlichen Intelligenz gilt die Dartmouth Conference im Sommer 1956. Zwei Monate lang arbeiteten Forscher am Dartmouth College in New Hampshire (USA) an Konzepten für eine Maschine, die menschliches Denken und Lernen simulieren sollte. In den folgenden Jahrzehnten geriet KI dann vor allem durch Science-Fiction-Filme ins öffentliche Bewusstsein. Hier wurde sie meist als Bedrohung für die Menschen dargestellt. „Daraus entwickelte sich das eher negative Image von KI“, erläuterte Mario Polzer. „Doch solche dystopischen Szenarien sind technisch sehr unwahrscheinlich.“ ChatGPT und andere kostenlos verfügbare Programme haben dann alles verändert. Künstliche Intelligenz ist zum Mega-Trend-Thema geworden.
Auch auf die Arbeitswelt hat Künstliche Intelligenz massive Auswirkungen. So ist unter anderem Hälfte der Arbeit in der Industrie automatisierbar, 32 Prozent in der Bildung, 48 Prozent in der Unterhaltungsbranche und 60 Prozent in der Landwirtschaft. „Auch hier ist KI sowohl Gefahr als auch Chance: Sie kann eine mögliche Antwort auf den Fachkräftemangel sein, wenn die Generation der Babyboomer demnächst in Rente geht“ so der Referent.
Für die Zukunft, für die nächsten ein oder zwei Zentimeter auf dem Maßband, muss bei der technischen Entwicklung die Nachhaltigkeit im Fokus stehen. Aktuell verbraucht zum Beispiel eine Anfrage bei ChatGPT rund einen halben Liter Wasser für die Kühlung der Server. Je mehr Daten zur Verfügung stehen, desto präziser wird die Leistung der KI. Hier stehen Künstliche Intelligenz und Datenschutz im Widerspruch. Während der Datenschutz auf die Verarbeitung und Speicherung nur den nötigsten Daten hinwirkt, braucht KI gerade große Datenmengen, um gut arbeiten zu können. „Gehen Sie vorsichtig und zurückhaltend mit Ihren persönlichen Daten um, nicht nur im Internet“, lautete hier der Appell des Referenten.