Es ist ein Thema, das derzeit für zahlreiche Debatten innerhalb der Bundesregierung sorgt: die Reform des Rentensystems. Die Bundesregierung hat eine Rentenkommission eingesetzt, die bis Sommer 2026 Vorschläge für eine grundlegende Reform des deutschen Rentensystems erarbeiten soll. Hintergrund ist die demografische Entwicklung – das bedeutet, dass die Gesellschaft wegen sinkender Geburtenraten und gleichzeitig steigender Lebenserwartung im Schnitt immer älter wird. Somit finanzieren immer weniger Beitragszahler immer mehr Rentner. Das Umlageverfahren, seit Jahrzehnten Kern des Generationenvertrags, sprich die Jüngeren zahlen für die Älteren, gerät dadurch massiv unter Druck. Ziel der Reform: eine nachhaltige Finanzierung und die Sicherung des Lebensstandards im Alter, insbesondere für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen. Was sagt die ältere Gruppe der Betroffenen, sprich die Rentner, zu dieser Problematik? Antworten gibt Walter Hoffmann, Vorsitzender des Seniorenbeirats der Stadt Winterberg, im Kurier-Gespräch.
Was bewegt Sie, wenn sie an die Debatte um die Generationen denken?
Ich denke, dass viele Menschen bei dem Thema „Generationengerechtigkeit“ unterschiedliche Meinungen haben dürfen. Ich meine damit, dass wir vor einer Situation stehen, in der ganz viele Probleme in diesem Land verschleppt und nicht gelöst wurden. Die Rente ist da nur ein Beispiel, ich könnte auch den Zustand der Infrastruktur oder den klimaneutralen Umbau der Wirschaft nennen. Ich bin unter anderem der Meinung, dass die Finanzierungslasten nicht ausschließlich den Jungen aufgebürdet werden. Ich habe nachgeschaut: In den 1950er-Jahren lag der Rentenbeitrag bei 11 Prozent, heute sind es 18,6 Prozent. Mein Punkt ist: Das entscheidende Kriterium für die „Umverteilung“ ist aus meiner Sicht die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und nicht das Alter. Wir alle müssen mit den „Umbrüchen“ fertig werden. Auch unsere Generation muss ihren Beitrag leisten.
Was denken Sie, wie könnte wieder mehr Konsens zwischen den Generationen hergestellt werden?
Die Jüngeren schütteln oftmals die Köpfe über angeblich selbstzufriedene Senioren. Ich meine, in Wahrheit haben die jeweiligen Altersgruppen mehr Gemeinsamkeiten, als ihnen bewusst zu sein scheint. Es kann doch niemand sagen, dass die „Generation Z“ die Angst vor Krieg und Armut und die Sorge um den Planeten „exklusiv“ umtreibt. Studien zeigen beispielsweise, dass ein Großteil der „Babyboomer“ im Alltag mehr auf Nachhaltigkeit achtet als die Jüngeren. Wir sollten Vorurteile abbauen und uns nicht gegenseitig Vorwürfe machen.
Welche Möglichkeiten, die junge Menschen heute haben, hätten Sie in Ihrer Jugend gern schon gehabt?
Einfach diese große Informationsvielfalt. In meiner Jugend (Jahrgang 1949) hatten wir zwei Fernsehprogramme und die Tageszeitung. Das wars! Heute kann man sich rund um die Uhr über „Gott und die Welt“ informieren. Auf der anderen Seite empfinden viele die Informationsdichte als bedrohlich. Bei uns kommen die globalen Probleme direkter und unmittelbarer an, weil wir ständig mit Bildern aus der Ukraine oder aus Gaza konfrontiert werden. Viele Ältere können diese Bilder nicht mehr sehen und fühlen sich überfordert von der Vielfalt an Möglichkeiten und Angeboten. Es entsteht häufig der Eindruck, dass vor allem das Negative oder das Streitige im Mittelpunkt steht. Denn eines muss man fairerweise auch zum Regierungshandeln sagen: Die Politik steht vor enormen Herausforderungen und Entscheidungen, die selten einfache, geschweige denn populäre Lösungen zulassen. Auch die Medien (Social Media) sollten mehr sichtbar machen, wo Dinge funktionieren und Verbesserungen erreicht wurden.
Was wünschen Sie sich für den Seniorenbeirat im neuen Jahr?
Blicken wir bewusster auf die Aspekte des Zusammenlebens, in denen wir zu positiven Veränderungen beitragen konnten. Nehmen wir uns aber auch die Zeit zum Nachdenken: Was haben wir für die ältere Generation in unserer Stadt bewirkt? Was hat die Menschen nachhaltig beeindruckt, wo konnten wir wichtige Impulse setzen? Was hat Freude bereitet oder vielleicht wütend gemacht oder irritiert? Rufen wir uns auch in Erinnerung, dass wir durch schwierige Zeiten gehen. Es gab viele Hilfen und Unterstützer. Das Ziel bleibt auch in 2026 bestehen: Wir können mit unserer ehrenamtlichen Arbeit etwas Gutes bewegen, gemäß unserem Motto: „Wege zusammen gehen, Ziele gemeinsam erreichen“– im Gespräch mit dem SauerlandKurier.
