Der Arzt im Ruhestand meintDas Primärarztsystem, erst zum Hausarzt und der guckt, hat einen Plan und gibt die Richtung vor, das ist eine super Idee, wenn auch uralt und keineswegs eine Erfindung der neuen Gesundheitsministerin. Aber bis das funktioniert, muss so einiges passieren und sich die Einsicht durchsetzen, dass nicht jeder Pickel elektronenmikroskopisch abgeklärt, nicht jeder Husten eine Schichtuntersuchung nach sich ziehen, der Schnupfen vom HNO-Arzt und der Muskelkater vom Orthopäden und sicherheitshalber noch vom Neurologen bestätigt werden muss. Vertrauen müsste man voraussetzen, Solidarität leben, Privilegien hinterfragen, Dringlichkeit nach Krankheit statt Versichertenstatus akzeptieren. Man wird verunsichert heutzutage, Medizin ist Hobby geworden, die Arztserien im Fernseher übertrumpfen sich mit Krankheiten, die in den Lehrbüchern ganz klein und ganz hinten beschrieben werden, weil sie so selten sind. Bei den Nachbarn hat alles Üble genauso angefangen, in Internetforen tauschen und teilen Leute mit mehr Zeit als Verstand Beschwerden und Symptome, aus Mücken werden Elefanten, aus schon fast vergessenem Unwohlsein entsteht plötzlich Todesangst. Die Suchmaschinen sind Tag und Nacht im Einsatz, tragen aber oft nur zu weiterer Verunsicherung bei. Vielleicht hilft irgendwann die künstliche Intelligenz der menschlichen auf die Sprünge bei der Entlastung von Wartezimmern und Wartelisten. Es gibt Modelle, die sich in anderen Ländern bewährt haben, wo qualifiziertes und entsprechend kompetentes Personal als erste Anlaufstelle eine Vorauswahl trifft. Es existiert keine offizielle Weltrangliste der besten Gesundheitssysteme, bei der Bewertung der Qualität werden manche Kriterien unterschiedlich gewichtet. Meistens fließen Effektivität, Zugangsmöglichkeiten, Wartezeiten, Patientenrechte, Kosten, Service und Vorsorgemaßnahmen ein. Vor Deutschland liegen Japan, Südkorea, Australien, Neuseeland, in Europa die skandinavischen Länder, Frankreich, Österreich, Schweiz, die Niederlande. Also keine Sorge vor einem Auslandsurlaub. Und auf gute Besserung, Frau Gesundheitsministerin!