Winterberg. Corona-Pandemie, Neuschnee, Weihnachtsferien, Reise-Verbot, Lockdown-Frust - diese Kombination hat der Stadt Winterberg einen in diesem Ausmaß noch nicht dagewesenen Ansturm von Tagestouristen am vergangenen Wochenende beschert. Kilometerlange Staus mit Längen weit über vergleichbare Autokolonnen an guten Wintersport-Wochenenden hinaus waren die Folge auf den verstopften Zufahrtsstraßen Richtung Winterberg. Trotz mehrfachen Appellen der Stadt Winterberg sowie der Winterberg Touristik und Wirtschaft (WTW) über die Sozialen Netzwerke, über Warntafeln und andere Medienkanäle hat es die Menschen insbesondere aus dem Ruhrgebiet und Rheinland nach Winterberg gezogen. Bereits am Sonntag und im Laufe des Montages wurde diese Ausnahmesituation zwischen den Behörden analysiert. Auch das NRW-Gesundheitsministerium sowie die Staatskanzlei haben auf den deutlich vernehmbaren Ruf von Winterbergs Bürgermeister Michael Beckmann reagiert und Unterstützung zugesagt. Im Kern wird die Präsenz der Ordnungsbehörden massiv erhöht, damit die Einhaltung der Coronaschutz-Regeln neben dem Verkehr besser überwacht werden kann. Es gibt aber auch einige weitere Maßnahmen.
Michael Beckmann: „Es geht auch und gerade um die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger“
Das personell in den vergangenen Wochen bereits aufgestockte Ordnungsamt im Dauereinsatz, auch die Polizei unermüdlich auf den Straßen unterwegs - so stellt sich aktuell die Situation dar. „In 20 Jahren hat es so ein Verkehrsaufkommen noch nicht gegeben. Die Menschen, die normalerweise jetzt auch bei uns im Winterurlaub wären, die in diesen Tagen noch Verwandte besuchen würden, shoppen gehen oder andere Freizeiteinrichtungen in Anspruch nehmen würden, haben sich angesichts der Lockdown-Situation ins Auto gesetzt, um im Schnee ein wenig Energie zu tanken. Dies hat zu einer Situation geführt, die selbst mit guten Wintersport-Wochenenden nicht vergleichbar war. Wir haben in den vergangenen Wochen bereits reagiert und das Ordnungsamt personell verstärkt, die Einsatz-Teams erhöht sowie den seit Wochen ohnehin engen Austausch mit der Polizei nochmal intensiviert. Dieses Wochenende hat aber gezeigt, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen und wir nachlegen müssen und nachlegen werden“, so Winterbergs Bürgermeister Michael Beckmann. Es sei nun angeraten, alle unter Einhaltung der Rechtslage notwendigen Schritte zu ergreifen auf allen Behörden-Ebenen. „Es geht hier insbesondere um den Schutz der Gesundheit in Sachen Corona, bei den zum Teil chaotischen Verkehrsverhältnissen geht es aber auch und gerade um die Sicherheit der Einheimischen und der Gäste.“
Die Befugnisse einer Stadtverwaltung sind nicht unendlich, die Stadt Winterberg reizt ab sofort aber alle Möglichkeiten restlos aus. Alle zur Verfügung stehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Winterberg und der WTW werden in den kommenden Tagen für das Ordnungsamt im gesamten Stadtgebiet Winterberg unterwegs sein, um Verstöße zu ahnden und zu sanktionieren. Dabei bleibt aber zu berücksichtigten, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht aus dem Fachgebiet des Ordnungsamtes kommen und Einarbeitungszeit benötigen. Auch durch die Einbindung von privaten Sicherheitsdiensten wird die Präsenz weiter erhöht. Auch die Kreispolizeibehörde wird die Zahl der Einsatzkräfte deutlich erhöhen und die Stadt Winterberg unterstützen.
Schäden in der Natur verhindern
Soweit möglich, werden die Parkplatzkapazitäten erheblich eingeschränkt. Hier gilt es jedoch zu verhindern, dass die Besucher sich andere Flächen zum Parken insbesondere in den Wohngebieten suchen, die man nicht mehr kontrollieren kann. „Da müssen wir mit Augenmaß arbeiten, denn wir wollen die Parkplatz-Problematik nicht in andere Bereiche verschieben. Verhindern möchten wir zudem, dass die Menschen wild durch unsere Natur streifen und Schäden anrichten. Deshalb sehen wir derzeit davon ab, Flächen zu sperren“, so Michael Beckmann. Die Maskenpflicht wird ferner auf viele Bereiche des Stadtgebietes ausgedehnt – die genauen Bereiche werden morgen in einer separaten Pressemitteilung veröffentlicht. Außerdem wird es ein Feuerwerksverbot an Silvester an der Unteren Pforte geben. „Wir dürfen keine Straßen sperren oder Einreiseverbote verhängen als Stadt, das kann aktuell nur das Land. Sie können aber sicher sein, dass wir nicht nur alle Möglichkeiten als Kommune ausreizen, sondern gemeinsam mit den Land die nächsten Schritte angehen.“ Vor diesem Hintergrund freut sich Winterbergs Bürgermeister sehr über die Unterstützung der Polizei des Hochsauerlandkreises und der Landesregierung. „Wir unterstützen die Stadt Winterberg bei ihrem unermüdlichen Einsatz nach besten Kräften“, betonte Landrat Dr. Karl Schneider nach einem Gespräch mit Michael Beckmann. Auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sicherte über einen Austausch mit dem Chef der Staatskanzlei seine Unterstützung bei allen Maßnahmen der Stadt Winterberg zu und bat die Menschen eindringlich, Winterberg derzeit nicht zu besuchen. „So schön Winterberg ist – Jetzt nicht!“ - so der Ministerpräsident. Und weiter: „Das Land unterstützt Winterberg bei allen notwendigen rechtlichen und polizeilichen Maßnahmen, um weitere Tagestouristen von der Anreise abzuhalten. Wir sind bereit, auch kurzfristig mehr Einsatzkräfte zu schicken. Große Menschenansammlungen erhöhen das Risiko einer weiteren Ausbreitung der Pandemie. Mein Appell lautet daher: Bleiben Sie zu Hause!“
Ordnungsamt aufrüsten – die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in den Fokus setzen
„Wir müssen an unsere Bürgerinnen und Bürger denken. Hatten wir am Samstag die Situation noch im Griff, waren die Zustände am Sonntag zum großen Teil eine Zumutung. Da geht es um Müll, um das Zuparken von Einfahrten, um die Notdurft, die irgendwo auf privaten Grundstücken verrichtet wird. Nein, dies gilt sicher nicht für alle, aber es gab leider ausreichend negative Beispiele diesbezüglich, deshalb kann ich die Aufregung und Kritik auch verstanden. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Dauereinsatz und ahnden diese Vergehen“, so der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Manuel Padberg. Klar sei aber auch, dass das zuständige Ordnungsamt in den vergangenen Jahren personell nicht so aufgestellt gewesen sei, wie dies nicht nur in der aktuellen Situation für eine Tourismushochburg erforderlich ist. Michael Beckmann: „Ich bin jetzt zwei Monate im Amt und wir arbeiten seit acht Wochen gemeinsam mit dem Stadtrat permanent und intensiv daran, diese Defizite aufzuarbeiten. Wichtige Schritte sind gemacht, aber wir wissen auch, dass es nicht von heute auf morgen geht. Schließlich müssen die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch geschult und eingearbeitet werden.“
Winterberg ein exponierter Standort, der nicht in Gänze gesperrt werden kann
Mit Hochdruck wird also gerade auf vielen Ebenen an den Stellschrauben gedreht. „Ich arbeite eng mit dem Landrat als Chef der Kreispolizeibehörde zusammen. Wir reden mit der Landesregierung, um auch dort noch intensiver zusammenzuarbeiten. Schlussendlich setzen wir jetzt ein Maßnahmenpaket um, dass den Spielraum der Stadtverwaltung gut ausfüllt“, so Beckmann. Zumal der Standort Winterberg nicht zu vergleichen ist mit anderen Städten im Sauerland oder in anderen Regionen. „Würde es bei uns nur ein touristisches Glanzlicht geben wie den Kahlen Asten, wäre eine Sperrung nicht so problematisch. Winterberg ist aber in Gänze ein touristisches Ausflugsziel mit vielen Glanzlichtern überall und Schnee. Wir müssten also die komplette Stadt abriegeln. Dies darf und kann eine Stadtverwaltung aber nicht.“
Alle freuen sich auf den Restart / Überprüfung illegaler Ferienwohnungs-Vermietungen
Nun hoffen alle Beteiligten auf die Vernunft der Tagesausflügler, sich nicht auf den Weg nach Winterberg zu machen. „Wir appellieren, Zuhause zu bleiben und Kontakte zu reduzieren. Dies dient uns allen, wenn wir möchten, dass wir möglichst bald schon wieder Winter- und Freizeit-Spaß, Wander- und Bike-Urlaub bei uns in unserer schönen Region erleben möchten. Wir und insbesondere unsere touristischen Betriebe möchten genau das und hoffen auf Verständnis und Einsicht“, betont Winterbergs Bürgermeister. Er kündigte zudem die Kontrolle von Ferienwohnungen an, die aktuell entgegen der CoronaschutzVerordnung vermietet werden. Diese Vermietung wird für die Vermieter teuer, so werden Bußgelder für die Vermieter bis zu 5.000 Euro und für die Gäste bis zu 500 Euro fällig. „Wir werden hier den maximalen Rahmen ausschöpfen“, so Bürgermeister Michael Beckmann.
Faktenbox:
- Personelle Verstärkung des Ordnungsamtes
- Deutliche Erhöhung der polizeilichen Einsatzkräfte
- Einsatz von Sicherheitsdiensten
- Maßvolle Reduzierung der Parkflächen
- Ausweitung der Maskenpflicht auf weitere Gebiete im Stadtgebiet
- Feuerwerksverbot an der Unteren Pforte
- Ausweitung der Warn-Hinweise und Aufklärung über die sozialen Netzwerke
- Überprüfung von illegalen Ferienwohnungs-Vermietungen