Winterberg. Kaum ein Thema ist derzeit so aktuell wie Umwelt- und Klimaschutz. Auch der Betriebsausschuss Forst und Umwelt möchte diesem so wichtigen Themakreis eine größere Bedeutung geben und verdeutlichte dies schon in der Tagesordnung der Sitzung in der vergangenen Woche. Diskutiert wurde unter anderem ein Antrag der SPD-Fraktion mit der Überschrift „Keine Novellierung des Landeswassergesetzes - Kommunen brauchen einen Zukunftsplan für eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung“. Der Rat solle diesbezüglich eine entsprechende Resolution beschließen, da die Novellierung ein Rückschritt sei und den Wasserschutz gefährde. Die CDU hingegen sieht keine Notwendigkeit einer solchen Resolution, da die Landwirte der Region die in der Resolution beschriebenen Forderungen bereits vorbildlich umsetzen würden. Der für dieses Thema zuständige Leiter der Stadtwerke Winterberg AöR, Henrik Weiss, nahm ebenfalls Stellung dazu im Ausschuss. Er sieht keine Verschlechterung der Situation in Winterberg durch die Gesetzes-Novelle. Vielmehr gehe es dem Gesetzgeber darum, das Landesrecht an bestehendes Bundesrecht und vorhandene weitere gesetzliche Grundlagen, zum Beispiel zum Wasser- oder Insektenschutz, anzupassen und Klarheit herzustellen. Mit der Resolution werden sich nun die Rats-Fraktionen befassen.
Bericht zum Projekt „Klimaneutralität der Skigebiete der Wintersportarena Sauerland“
Es ist nicht abzustreiten: Die künstliche Beschneiung hat wegen ihres Energie- und Wasserverbrauches einen schlechten Ruf. Aber gerade deswegen habe sich die Verantwortlichen der Wintersportarena Sauerland das Ziel auf die Fahne geschrieben bis 2030 klimaneutral zu sein. Julian Pape von der Wintersport-Arena Sauerland gab den Ausschussmitgliedern einen spannenden Einblick in dieses Thema.
Oftmals wird bei der Kritik an der Beschneiung deren Wertschöpfungskette vergessen. Denn ohne Schnee gibt es kein Wintertourismus, ohne Touristen weniger Einkommen und damit auch weniger Einnahmen der Städte. Wenn man Beschneiung gesellschaftlich bewerten möchte, müsste man den Energieverbrauch mit anderen Branchen vergleichen. „Der Hin- und Rückflug eines Flugzeuges mit 200 Personen in die Karibik verbraucht genau so viel Energie wie die Grundbeschneiung von 65 km Pisten der Wintersport-Arena Sauerland“ so Julian Pape.
Für das Ziel, bis 2030 klimaneutral zu sein, hat sich die Wintersport-Arena Sauerland die Fachhochschule Südwestfalen in Meschede mit ins Boot geholt. „Gemeinsam haben wir jetzt eine Antrag für die Regionale 2025 auf den Weg gebracht und hoffen nun sehr, dass wir den Zuschlag und damit eine Förderung bekommen“, berichtet Julian Pape. Am Ende des Projektes sollen eine Positionierung und die Ausarbeitung der Marktchancen für das Jahr 2030 stehen. Dies unter der Berücksichtigung der Klimaentwicklung und der technischen Entwicklung.
Aufbau einer Klima-, Energie- und Mobilitätsmanagements
hier: Einstellung einer Klimaschutzmanagerin/eines Klimaschutzmanagers
Klimawandel ist und bleibt ein entscheidendes Thema auch für die Stadt Winterberg. Dafür wurde im Haushalt 2021 eine Stelle eines geförderten Klimaschutz- und Mobilitätsmanagers verankert. Damit die Stadt Winterberg in den Genuss von Fördermitteln für die Stelle kommt, muss zunächst ein komplett neues Klimaschutzkonzept erarbeitet werden. Das bestehende Klimaschutzkonzept, das 2013 vom Hochsauerlandkreis für alle Kommunen ausgearbeitet wurde, ist nicht mehr aktuell. Eine Förderung eines Klimaschutzmanagers ist mit diesem Konzept nicht mehr möglich. „Viele Städte im Hochsauerlandkreis stehen hier vor der gleichen Herausforderung, sodass es sinnvoll ist, wenn die Städte gemeinsam mit dem Hochsauerlandkreis ein neues Klimaschutzkonzept entwickeln würden. In der nächsten Hauptverwaltungsbeamtentagung im Mai sollen weitere Einzelheiten besprochen werden“, so Bürgermeister Michael Beckmann.
Damit das Thema aber bis dahin weiterentwickelt wird, wird Bürgermeister Michael Beckmann eine Taskforce Klima/Energie/Mobilität in der Verwaltung bilden. „So verlieren wir keine wertvolle Zeit und arbeiten mit entsprechender Fachexpertise aus allen Bereichen weiter an dem Thema“, sagte Michael Beckmann.
Sachstandbericht zum geplanten Naturschutzprojekt im Bereich der Städte Medebach, Hallenberg und Winterberg
Noch ist kein Antrag gestellt, aber viele Köpfe in Medebach, Hallenberg und Winterberg beschäftigen sich bereits mit der Idee eines möglichen Naturschutz-Großprojekts Medebacher Bucht und Winterberger Rothaargebirge. Dort könnte ein Antrag auf die Fördermittel nach dem Bundesprogramm „Chance Natur“ gestellt werden. Kürzlich fand im Rathaus der Stadt Winterberg ein Termin unter Beteiligung der Landwirtschaft, der biologischen Station HSK, dem Forstbetrieb, dem Bauamt der Stadt Winterberg und Bürgermeister Michael Beckmann statt. „Erstmalig wurde uns dort ein Entwurf einer Gebietskulisse über die sich das Projekt erstrecken soll vorgestellt. Derzeit umfasst das Gebiet insgesamt rd. 17.260 ha in den Städten Hallenberg, Medebach und Winterberg – auf die Stadt Winterberg entfallen derzeit 4.300 ha“, berichtet Michael Kleinsorge, Leiter des Forstbetriebes der Stadt Winterberg. Derzeit wird die Gebietskulisse auch vor städtebaulichen Aspekten vom Bauamt der Stadt Winterberg geprüft, um anschließend zu sehen, ob die Gebietskulisse so bleiben kann oder Änderungen notwendig sind. „Eine weitere Beschränkung der städtebaulichen Entwicklungspotentiale sollte vermieden werden, um z. B. jungen Familien Bauland oder Unternehmen attraktive Gewerbeflächen anbieten zu können,“ so Bürgermeister Michael Beckmann.
Information zum Stand der beantragten Fördermittel nach Bundeswaldprämie und nach Extremwetterrichtlinie
Michael Kleinsorge hatte auch sehr erfreuliche Nachrichten für die Ausschussmitglieder. Der Forstbetrieb der Stadt Winterberg würde auch im Jahr 2021 wieder Mittel nach der Extremwetterrichtlinie bekommen. Nachdem der Forstbetrieb im Jahr 2019 15.000 €, im Jahr 2020 30.000 € hierdurch erhalten habe, würde er im Jahr 2021 aus dem Fördertopf sogar 50.000,00 € bekommen. Erst letzte Woche hat der Forstbetrieb einen Antrag nach Bundeswaldprämie auf den Weg gebracht. Aus dem Fördertopf wurden 155.000 € beantragt. „Die Mittel aus den Förderungen können wir mehr als gut für die Aufforstung der Kalamitätsflächen gebrauchen“, so Michael Kleinsorge.
Nachhaltigkeit in Winterberg – Bericht zu nachhaltigen Projekten und der Nachhaltigkeitsstrategie der Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH
Im Jahr 2019 wurde die Ferienregion Winterberg und Hallenberg als erste Tourismus-Destination in Nordrhein-Westfalen mit dem Zertifikat „Nachhaltiges Reiseziel“ ausgezeichnet. Seitdem hat sich die Ferienregion qualitativ weiterentwickelt und neue Maßstäbe beim Thema Nachhaltigkeit gesetzt. „Die Zertifizierung war erst der Anfang, um die Ferienregion so klimafreundlich wie möglich zu gestalten. Es wurden bereits viele Projekte in diesem Bereich umgesetzt. So wurde u.a. ein Leitfaden für die Durchführung nachhaltiger Events entwickelt, der bei den Veranstaltungen in der Ferienregion zum Einsatz kommt. Derzeit bereiten wir uns auf den Rezertifierzungsprozess, denn das Zertifikat ist derzeit bis März 2022 befristet und wir möchten uns natürlich weiterhin nachhaltiges Reiseziel nennen dürfen“, so Winfried Borgmann, Geschäftsführer der Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH.
Ab 3. Juli 2021 ist die Herstellung von Einwegplastik in der EU und somit auch in Deutschland nicht mehr erlaubt. Das hat auch Auswirkungen auf das To-Go-Geschäft. In Winterberg hat ein Gastronomiebetrieb kürzlich Mehrweggeschirr eingeführt. Bei der Essenbestellung kann in einer App Mehrweggeschirr bestellt werden. Innerhalb von 10 Tagen kann das Geschirr dann zurückgebracht werden oder der Kund/ die Kundin kauft das Geschirr.
„In Deutschland werden pro Kopf 34 Einweg-Kaffeebecher in einem Jahr genutzt und weggeworfen. Durch die neue Richtlinie sind die Betriebe jetzt dazu aufgefordert, spätestens ab 31.12.2021, auf andere System umzusteigen. Unser Wunsch wäre es natürlich, wenn ein stadt-, noch besser kreisweites Mehrweg-Pfandsystem eingeführt werden könnte“, so Bürgermeister Michael Beckmann.
Nach zwei Stunden wurde der öffentliche Teil der Ausschusssitzung beendet.