Die ersten 100 Tage sind für gewählte Amtsträger in der Regel die Zeit der Eingewöhnung. Auch eine Art Schonzeit. Für Winterbergs Bürgermeister Michael Beckmann waren die ersten 100 Tage seiner Amtszeit allerdings alles andere als schonend. Sie waren unglaublich herausfordernd und auch aufregend. Die Corona-Pandemie hat Winterberg wirtschaftlich und gesellschaftlich massiv getroffen. Hinzu kamen die Besucher-Anstürme zum Jahreswechsel. Und auch das Tagesgeschäft galt es zu gestalten. Die Bilanz dieser ersten 100 Tage ist daher bereits ein ordentliches Arbeitspaket: Die Unterstützung der heimischen Unternehmen seitens Stadtverwaltung sowie Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH auf allen Ebenen läuft auf Hochtouren und der Jahreswechsel sowie die Wochenenden danach wurden auch aufgrund der funktionierenden Netzwerke gemeistert. Mit der Etablierung erster, innovativer Bürgerdialog-Formate, der Aufstellung eines zukunftsorientierten Haushalts 2021, der Gründung des Krankenhausfördervereins sowie der Förderung der Digitalisierung wurden darüber hinaus wichtige Weichen gestellt.
„Dieser Start in das Bürgermeister-Amt ist sicherlich außergewöhnlich und damit passend in diesen Zeiten. Die Corona-Pandemie verlangt unseren Unternehmen und den Bürger*innen alles ab. Wir als Stadtverwaltung und die Winterberg Touristik und Wirtschaft sind da gefordert, die größtmögliche Unterstützung zu geben. Heißt, diese ersten Wochen waren und sind weiterhin natürlich geprägt davon, alle Hebel und Netzwerke in Bewegung zu setzen, um die absolut notwendigen Finanzhilfen für die Tourismuswirtschaft, den Einzelhandel und damit für die Wertschöpfung unserer gesamten Wirtschaft einzufordern“, so Michael Beckmann. Es geht darum, auch den Mitarbeitenden der Unternehmen oder den Solo-Selbstständigen wieder Perspektiven zu geben. Aktuell sei erneut ein Schreiben an Bundeskanzlerin Merkel unterwegs, in dem nicht nur Winterberg als einzige Wintersport-Destination in Nordrhein-Westfalen, sondern mit dem Feldberg, Oberwiesenthal, Oberstdorf, St. Blasius, Braunlage und Willingen vergleichbare Orte schnelle Finanzhilfen für die Branche einfordern.
Auch der Besucher-Ansturm über den Jahreswechsel habe enorme personelle Ressourcen gebunden, so Beckmann. „Bei diesem, selbst an besten Winter-Wochenenden nie dagewesenen Aufkommen, ging es letztlich um nichts Geringeres als die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger. Dies haben wir gemeinsam mit dem
Land, dem Kreis und der Polizei gemeistert. Ein großer Dank gilt zudem den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern sowie der Gastronomie, die gezeigt haben, dass wir gemeinsam diese Krise meistern können.“
Medizinische Versorgung, Bürgerdialog, Digitalisierung, Wohnen und Bauen bleiben oben auf der Agenda
Wer nun meint, dass angesichts dieser Herausforderungen und Aufgaben das Tagesgeschäft gelitten hat, der sieht sich getäuscht. Nicht wenige der im Wahlkampf angesprochenen Themen und Projekte wurden bereits umgesetzt bzw. sind angestoßen. „In der täglichen Arbeit profitiere ich natürlich davon, dass ich in viele
Themenbereiche schon vorher eingebunden war, Verwaltungs-Erfahrung mitbringe, die Mitarbeiter*innen kenne und auch das Arbeitspensum nichts Neues ist. Klar ist, neben dem Tourismus, Stadtmarketing und der Wirtschaft kommen jetzt noch neue Aufgabenbereiche wie das Sozialwesen, das Ordnungsamt, die Schulen und vieles mehr hinzu. Dies macht das Bürgermeister-Amt so vielfältig, attraktiv und es macht vor allem sehr viel Freude, trotz der aktuellen Gesundheitskrise mit ihren Folgen mit Rat, Verwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern gestalten zu können.“
Der Blick zurück auf die vergangenen 100 Tage zeigt, die Corona-Pandemie hat die vor der Kommunalwahl versprochene Entwicklung Winterbergs mit seinen Ortschaften nicht verhindert. Im Gegenteil, viele Projekte und Themengebiete kommen ins Rollen. Beste Beispiele sind die Gründung des Krankenhaus-Fördervereins im Januar 2021. „Diese Vereinsgründung und die tolle Resonanz darauf zeigen die Bedeutung des St. FranziskusHospitals für unsere Region. Wir werden unser Krankenhaus weiterhin mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen, um eine erfolgreiche Zukunft zu gewährleisten“, so Beckmann.
Großen Zuspruch erfahren auch die zurzeit lediglich digital möglichen Bürgerdialoge. Dazu zählen die Bürgermeister-Sprechstunden, an denen in der Spitze fast 250 Bürgerinnen und Bürger aktiv teilnehmen, sowie Videomeeting-Angebote zu speziellen Themen wie die städtischen Finanzen und die lebendige Kommunikation in den sozialen Netzwerken. „Dieser offene und konstruktive Dialog ist mir sehr wichtig. Die Bürgerinnen und Bürger sind die Experten vor Ort und durch diese Gespräche wissen wir genau, in welchen Bereichen es gut läuft und wo noch Luft nach oben ist. Außerdem können wir die Menschen so besser erreichen und informieren.“ Geplant sei, so Beckmann, diese Bürgerdialoge weiter zu forcieren und nach Corona zum Beispiel über Ratssitzungen in den Ortschaften zu etablieren. Auch die Dialoge vor Ort, mit Ge(h)sprächen und Bürgerversammlungen sind bereits fest in allen Ortsteilen terminiert.
Haushalt 2021 ein Investitions- und Zukunftsprogramm
Wie entscheidend eine gute digitale Infrastruktur ist, zeigen die Corona-Folgen tagtäglich in Alltag, Schule und Beruf. „Deshalb stehen wir in regelmäßigen Austausch zum Beispiel mit den Unternehmen und den Schulleitern, um den Bedarf zu eruieren und aktualisieren sowie mögliche Fördergelder konsequent zu akquirieren“, betont Winterbergs Bürgermeister. Parallel dazu stehe neben einer qualitativ hochwertigen medizinischen Grundversorgung auch die bedarfsorientierte Wohn- sowie Baulandentwicklung und die Förderung des Ehrenamtes sowie der Vereine ganz oben auf der Agenda.
Dies alles funktioniert jedoch nicht ohne ausreichende Finanzmittel. Klar ist, Corona trifft auch das städtische Konto hart. Steuereinnahmen brechen weg, die Einnahmen sinken insgesamt. Zwar hat das Land zum Beispiel im letzten Jahr bei der Gewerbesteuer geholfen, dennoch war der Entwurf des ersten städtischen Haushalts nach der Kommunalwahl damit eine Herkules-Aufgabe für das Team in der Verwaltung. Gemeinsam mit Bastian Östreich, dem Kämmerer, Ann Kathrin Wahle und Ludger Kruse, dem allgemeinen Vertreter des Bürgermeisters wurde diese Aufgabe gemeistert und aus dem Entwurf ein Zukunfts- und Investitionsprogramm für die kommenden Jahre entwickelt. „Wir benötigen keine Steuererhöhungen, nehmen aber bewusst Kredite auf, um mit einem mutigen und strategischen Investitionsprogramm die Zukunft Winterbergs in den nächsten Jahren zu gestalten. Diese Aufnahme von zurzeit sehr günstigen Krediten öffnet uns Möglichkeiten, aktiv zu handeln und damit im Jahr 2024 wieder einen ausgeglichenen Haushalt zu präsentieren. Da sind wir zuversichtlich, zumal die Finanzlage in Winterberg durchaus stabil ist.“
Restart-Kampagnen und Zuversicht trotz Lockdown-Verlängerung
Beckmanns Blick in die Zukunft ist aktuell natürlich auch stark geprägt von der Corona-Politik des Bundes und der Länder. „Die Verlängerung des Lockdowns hatte ich erwartet, sie macht die Situation insgesamt für uns natürlich nicht einfacher. Die insgesamt fallende Tendenz bei den Infektionen und der Inzidenz macht mir aber Hoffnung, dass wir mittelfristig mit weiteren Lockerungen und einer dauerhaften Perspektive für unsere Unternehmen, Selbstständigen und die Stadt insgesamt rechnen dürfen. Wir brauchen jetzt auf Bundes- und Landeseben eine Strategie aus der Pandemie. Dies ist existenziell wichtig für unsere Stadt und da bleibe ich Optimist. Gut ist, dass wenigstens Schulen und Kitas wieder schrittweise öffnen, um die wahnsinnige Belastung in den Familien zu senken.“
Sobald es weitere Lockerungen sowie Ankündigungen dazu gibt, wird Winterberg mit seinen Dörfern startklar sein für den erfolgreichen Weg aus der Krise, ist sich Beckmann sicher. „Die Winterberg Touristik und Wirtschaft und der Stadtmarketingverein bereiten gerade Restart-Kampagnen vor, um sofort bei ÖffnungsSzenarien sicher starten zu können. Gemeinsam wird der Winterberger Weg erfolgreich sein“, so Michael Beckmann final. Schließlich sollen die kommenden 100 Tagen im Zeichen des Aufbruchs stehen.